
2023
Günter Ferdinand Ris - Den Faden des Traumes in der Hand behalten
Projektraum Zossener 33, Berlin --- 31. August - 17. September 2023
Mit seinen Skulpturen trägt Günter Ferdinand Ris (1928 - 2005) wesentlich zum Bild der Bonner Republik der Ära Willy Brandt als einer Epoche des Aufbruchs zu einer offenen, transparenten, liberalen Gesellschaft bei, ist zweimal auf der documenta in Kassel präsent und vertritt Deutschland bei der Biennale in Venedig und auf Weltausstellungen, schafft Lichtskulpturen im Bonner Bundeskanzleramt ebenso wie in der Idealstadt Brasilia. Irgendwann wird es stiller um ihn, auch weil er Isolation zusehends als Prinzip künstlerischer Ökonomie versteht.
Ris wirkt als Zeichner, Maler, Bildhauer, Designer und Architekt. Er entwickelt Werke konkreter Malerei in den 1950ern, radikal reduzierte architektonische Landschaften in den 60ern, monumentale Lichtwände und Lichtfelder in den 70ern, farbige Plexiglas-Skulpturen in den 80ern und ein durchlichtetes Spätwerk, das Linie, Fläche und Körper als gleichwertige Prinzipien in Objekten der Kontemplation verschmilzt.
Von der malerischen Fläche über die skulpturale Dimension hin zur begehbaren architektonischen Plastik – weiter zu räumlichen und farbigen Miniaturbauten und zur Verschmelzung von Landschaft und Architektur: Das Werk von G. F. Ris befindet sich über fünfzig Jahre in einem kontinuierlichen Wandel. Die Grenzen zwischen Malerei, Plastik und Architektur werden dabei nicht verwischt, sondern aufgehoben.
Diese Beweglichkeit zwischen den Künsten findet ihre Entsprechung in der schwebenden, atmenden Leichtigkeit der Objekte, im „Muskelspiel des Lichts“, sowie in einer ebenso präzisen wie selbstverständlichen Materialbehandlung. Dabei ist ihm die Zurschaustellung handwerklicher Bravour zuwider, denn er betrachtet es als Illusion, durch routinierte Geschicklichkeit Wahrheit vermitteln zu können. Er vertraut weit mehr auf einen Automatismus, auf eine Kreativität, bei der das Bewusstsein bestenfalls als Zuschauer geduldet ist.
Was ist Kunst? Darauf hat G. F. Ris eine einfache Antwort: Kunst ist die Erschaffung einer neuen Wirklichkeit.