Boris von Brauchitsch

Michelangelo

Als Michelangelo 1563 in seinem neunundachzigsten Lebensjahr starb, hatte er nicht nur die Herrschaft Savonarolas und den Aufstieg der Medici zu Alleinherrschern beobachten können, nicht nur die Konflikte zwischen Frankreich und Spanien, die auf italienischem Boden ausgetragen wurden und unter anderem die Zerstörung Roms im Jahre 1527 zur Folge hatten, sondern auch die Reformation und ihre unmittelbaren Folgen.
Das Feine, Detaillierte und Sinnliche lag Michelangelo fern. Das Monumentale, Reduzierte und zugleich Handfeste war seine Sache. Im Mittelpunkt seines Schaffens stand dabei immer der Tod, mit dem er sich ein Leben lang auseinandersetzte, in Briefen, Grabarchitekturen, gemalten Schlachten und Martyrien, steingewordenen Niederlagen, sterbenden und toten Männerkörpern. Und in Gedichten, in denen er das Ende herbeisehnte – als Erlösung von der Liebe.

»Es ist in Wahrheit kein leichtes Unterfangen, die Biographie eines Künstlers zu schreiben, über den schon fast alles gesagt wurde. Schon gar nicht, wenn es sich hierbei um Michelangelo handelt, der sich über die Kompetenzen der Kunstgeschichte hinaus schon längst zu einem Phänomen der Alltagskultur entwickelt hat: der Popstar unter den Renaissancegenies, scheinbar verfügbar für jedermann, wenn schon nicht in den Originalen, so in mannigfachen Reproduktionen aller Größen und Preisklassen und in allen Varianten einer blühenden Souvenirindustrie.
Boris von Brauchitsch, der in derselben Reihe bereits eine Basis-Biographie über Caravaggio verfasste, meistert die heikle Aufgabe jedoch mit viel Geschick. Kurz gefasst und gut lesbar, jedoch ohne zu simplifizieren, schreibt er über das Leben und Werk des Meisters und umschifft dabei gekonnt die Untiefen der üblichen Histörchen und Klischees.
Der Text ist mit fast spielerischer Leichtigkeit geschrieben, lässt dabei jedoch keine Zweifel an der hohen fachlichen Kompetenz des Autors. Er thematisiert das einzigartige Werk des Universalgenies Michelangelo ebenso wie das Geschick des Meisters, bereits zu Lebzeiten an der eigenen Legendenwirkung mitzuwirken.« --- Portal Kunstgeschichte, September 2009

Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2009 ISBN 978-3-518-18239-0

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