Boris von Brauchitsch

Leonardo da Vinci

Neugierig forschend, handwerklich geschult und körperlich attraktiv, setzte sich Leonardo da Vinci exzentrisch über die Bildungskonventionen seiner Zeit hinweg, skizzierte lieber mechanische Geräte und Strömungen des Wassers als Latein oder die Grundrechenarten zu lernen und entwickelte einen ganz eigenen Umgang mit den Mächtigen seiner Zeit. Niemand befasste sich übergreifender mit den Gebieten der Technik, Anatomie, Malerei, Naturkunde, Philosophie, Musik, Skulptur, Literatur und Architektur. Und niemand bezog sie experimenteller aufeinander. Oft mit Erfolg, gelegentlich auch mit durchschlagendem Misserfolg. Im Selbstverständnis Leonardos waren all jene Gebiete aber lediglich Facetten eines echten Künstlers, der "universal" zu sein hatte, um seinem Status als Schöpfer gerecht zu werden.
Leonardos Namen tragen heute ein europäisches Programm zur Berufsfortbildung, der Flughafen von Rom, eine Fertighaus-Firma, ein Kulturzentrum in Montreal, ein Theater in Mailand, eine Glas-Kollektion, ein Radio-Wissenschaftsmagazin des WDR, Restaurants, Gymnasien, hunderte Hotels weltweit, sowie eine rosa Beetrose. Sein Genie wurde in Büchern und Filmen mystifiziert, in der Werbung profanisiert und zu einem Exempel in der Geschichte der Psychoanalyse.
Der Band setzt sich dicht und lebendig mit Leonardo, der perfektesten Verkörperung des "uomo universale" der Renaissance, auseinander.

Suhrkamp Verlag Berlin 2010 ISBN 978-3-518-18248-2

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